Sandspieltherapie

Sammlung von Sandspielfiguren

Vorbedingungen für die Entfaltung innerer Kräfte ist unter anderem das, was ich als den ‚freien und geschützten Raum‘ bezeichnet habe.”  Dora M. Kalff

Was ist Sandspiel-Therapie?

Sandspiel-Therapie ist seinem Wesen nach eine schöpferische, symbolische Methode, bei welcher im „freien und geschützten Raum“ mit Sand, Wasser und Miniaturen ein Bild gestaltet wird. Eine Serie von Sandbildern stellt eine fortlaufende praktische Auseinandersetzung zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten eines Klienten dar, wodurch ein ganzheitlicher Prozess in Gang gebracht wird, der zur Heilung und Entwicklung der Persönlichkeit führt.

Sandspiel-Therapie ist ein tiefenpsychologisches psychotherapeutisches Verfahren, das diagnostisch und therapeutisch bei Erwachsenen ebenso wie bei Kindern und Jugendlichen angewandt werden kann.

Für wen ist Sandspiel-Therapie sinnvoll?

Das Sandspiel wendet sich zum einen an Menschen, die frühkindliche Verletzungen erlitten haben; zum anderen an Menschen, die eine seelische Weiterentwicklung bei sich fördern wollen.

Sandspiel-Therapie kann bei nahezu allen neurotischen Erkrankungen eingesetzt werden. Aber auch in Lebenskrisen, bei Veränderung des Lebensweges durch Krankheit, Verlust, Trennung oder Tod, in der Paar-, Gruppen- oder Familienberatung, auch als Weg der Selbsterfahrung, der Supervision wird Sandspiel-Therapie heute angewandt.

Wie verläuft eine Sandspiel-Therapiesitzung?

Der Patient arbeitet entweder in feuchtem oder trockenem Sand. Er wählt aus einer großen Sammlung von dem aus, was es auf der Welt gibt: im Kleinformat stehen eine unüberschaubare Vielzahl von Menschenfiguren, Tieren, Bäumen, Häusern, Symbolen und vieles mehr zur Verfügung. Er gestaltet intuitiv und spontan. Psychische Inhalte finden hier sichtbaren, greifbaren Ausdruck. Eine anschließende Interpretation oder Auswertung findet in der Regel nicht statt.

Wie wirkt Sandspiel-Therapie?

Im Sand stellt sich  – ähnlich wie in Träumen – das Unbewusste dar. Es gestaltet innere Bilder, die gegenüber dem Traum aber den Vorteil haben, nicht flüchtig auf Erinnerungen angewiesen zu sein. Es wird ein Prozess in Gang gesetzt, in dem die unbewusste und somit verborgene Ganzheit der Psyche die Führung im Heilungsgeschehen übernimmt. Da das Unbewusste sich kompensatorisch zum Bewusstsein verhält, erwachen vom Bewusstsein abgelehnte oder zu wenig wahrgenommene Inhalte unter den Händen des Sandspielers zu neuem Leben. 

Von wem wurde Sandspiel-Therapie entwickelt?

Die Sandspiel-Therapie wurde von Dora M. Kalff (1904-1990) auf der Grundlage der analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung entwickelt. Kalff war Schülerin von Jung. Sie hatte die von Margret Lowenfeld entwickelte „Welt-Technik“ kennen gelernt, diese erweitert und ab den 70er Jahren in vielen Ländern gelehrt.  

Wie lange dauert die Therapie?

Ein Sandspieltherapieprozess benötigt wie jeder psychotherapeutische Heilungsprozess Zeit, in der das Unbewusste seine (Selbst-)Heilungskräfte entwickeln und entfalten kann. 

Vor Beginn der Therapie ist eine Sitzung für eine Erhebung der Anamnese (Lebens- und Konfliktgeschichte) Voraussetzung, die in der Regel etwa eine Stunde dauert. Je nach Hintergrund und Zielsetzung der Therapie ist Sandspiel-Therapie nicht so hochfrequent wie bspw. die Psychoanalyse. Manchmal dauert ein positiver Sandspielprozess nur zehn Sitzungen, manchmal 30 oder 40. Die Häufigkeit (ein bis vier Sandbilder pro Monat) bestimmt der Klient nach seinem inneren Rhythmus und Tempo.

Wer trägt die Kosten?

Die Sandspiel-Therapie gehört nicht zu den von den Krankenkassen finanzierten Therapieverfahren und ist daher privat zu bezahlen. In Ausnahmefällen kann Sandspiel-Therapie aber in eine therapeutische Behandlung (z.B. Psychoanalyse) integriert werden. Dies setzt aber eine Indikation gemäß den Richtlinien der gesetzlichen Krankenkassen voraus.